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Und wir sehen schon die neue Kir...? Nein! Nur ein Blick durch's Schlüsselloch.

Sehen wir ein Stück der zukünftigen Kirche, wenn morgen die vierte Synodalversammlung der Katholischen Kirche in Deutschland beginnt?

Schließlich geht es gleich in zwei Texten, die in zweiter, sprich endgültiger, Lesung beraten und entschieden werden um nicht weniger als die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Hierarchie und Gottesvolk in der Kirche in Deutschland.

Der Handlungstext des Forums I mit dem schönen Namen: "Synodalität nachhaltig stärken. Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche in Deutschland" würde den Weg ebnen zu einem dauerhaften Gremium, in dem Bischöfe und andere Mitglieder des Volkes Gottes gemeinsam beraten und auch entscheiden, natürlich im möglichen Rahmen. Und der Text "Gemeinsam beraten und entscheiden" würde neue Mindeststandards für alle Räte und Gremienstrukturen auf Diözesan- und Pfarreiebene festlegen. In diesen Gremien würde es dann immer einen geteilten Vorsitz aus klassischem Hierarch, sprich Bischof, Dekan, Pfarrer (oder auch Pfarrbeauftragtem etc.)  ... und einem*r gewählten Vertreter*in der so genannten Laien geben.

Also eigentlich so, wie jetzt auch schon beim Synodalen Weg. Vielleicht wäre dann manch anderes auch ähnlich —  so wie jetzt gegen Ende des Synodalen Wegs. Da sind die, die unaufgeregt und oft detailversessen Sacharbeit machen, davon einige Kleriker, viele Theolog*innen, aber vor allem unglaublich motivierte und engagierte Freiwillige aller Art. Sie werden mal mutig sein wie derzeit im Bereich der Fragen der Sexualmoral, mal blockiert wie manchmal immer noch in der Frage der Zukunft des Priesteramts, mal zu vorsichtig wie derzeit m.E. in Fragen der Forderungen nach Weihe von Menschen aller Geschlechter. Manchmal werden sie auch ein bisschen was in Gang bringen wie bei der Frage nach Mitwirkung von Laien bei der Bischofswahl und manchmal auch ein bisschen mehr wie bei Fragen der neuen Grundordnung. Unter ihnen werden Kleriker sein, die unermüdlich für Erneuerung eintreten wie derzeit Bischof Bätzing oder mit markigen Sprüchen wie Kardinal Marx ("Der Katechismus ist nicht der Koran!") versuchen, etwas ins Rollen zu bringen. Da werden die sein, die einfach nicht mitmachen, nicht mal, wenn sie gewählt sind. Da werden auch die sein, die permanent querschießen und der "neuen" Zusammenarbeit von Laien und Klerus entweder die Geistlichkeit absprechen oder die Legitimität oder das Niveau. Und zum tausendsten Mal versuchen, die Römer im Vatikan auf ihre Seite zu ziehen, indem sie von der Protestantisierung oder der deutschen Nationalkirche fabulieren. In dieser Kirche gibt es dann die, die das wenige Neue für sensationell halten und sich an diesen Veränderungen festklammern wie an einer letzten Bohle des sinkenden Schiffs. Es wird die geben, denen Neuerungen Angst machen, aber die mitgenommen werden, weil mehr Platz für Vielfalt ist. Es wird auch die geben, für die das alles nichts Neues, schon gar nicht der erhoffte große Wurf ist und die entnervt gehen. Viele werden aber auch einfach weitermachen, neue Chancen nutzen und immer noch dicke Bretter bohren. Es wird die geben, denen all diese politischen Themen egal sind und die einfach glauben, hoffen, zweifeln und ihr Leben leben. In dieser Kirche spielen dann die wenigen noch verbliebenden Fachtheolog*innen an den Universitäten eine größere Rolle, wenn sie es denn schaffen, in verständlichen Worten und ohne Angst vor vor Sanktionierung mutig zeitgenössische Theologie zu betreiben. In dieser Kirche wird gebetet, gedacht, politisch agiert und so weiter. Es wird dann auch noch die heutigen Gremienvertreter*innen geben, die dann der Zeit hinterher weinen, in der das ZdK und der PGR noch so wie früher waren, denn auch hier ändern sich Strukturen. Es wird die Bischöfe geben, die alles tun, das Neue im Keim zu ersticken und die, die voller Kraft mitgehen. Ja, alles wäre so ähnlich wie jetzt — einen Tag vor der Synodalversammlung. Wenn sie denn beschließt, dass es so weitergeht — ein bisschen synodaler als vor dem Synodalen Weg. Ja, es herrschte immer noch keine Geschlechtergerechtigkeit, aber queere Menschen wären anerkannter als heute. Es gäbe immer noch erstmal den Pflichtzölibat, aber die Diskussion würde weltweit weitergehen und der Ball läge neu gespielt wieder in Rom. Es gäbe auch immer noch maximal geduldete Laienpredigt, aber man könnte Bischöfe an ihrem Mut messen etc. pp. Es wäre also noch lange nicht alles besser in der Kirche, schon gar nicht würde sie frühlingshaft wachsen oder erblühen. Die kommende Versammlung und auch ihre Vorbereitung und Vorberichterstattung mit allen Zwischentönen, schrillen Interviews und lauten Abgesängen — sie ist ein Blick in eine Zukunft, die vielleicht noch in dieser Woche beschlossen wird. Mich lässt dieser Blick nicht voller Freude vom Sofa hüpfen, aber er lässt mich weitermachen — in der Gruppe derer, die Sacharbeit machen — theologisch fundiert, menschlich, gottvertrauend.

 

Konstantin Bischoff