Schon wieder reden nur Bischöfe über Synodalität und halten das auch noch für normal.
Wo bleibt das Selbstbewusstsein der Deutschen Bischöfe?
Es scheint heiß her gegangen zu sein in Rom während des Ad-limina-Besuches der Deutschen Bischöfe. Der Kampf um die Deutungshoheit hat längst begonnen. Wahrscheinlich war manches noch viel konflikthafter, als die offiziellen Stellungnahmen es vermuten lassen. Das ist wohl auch gar nicht schlecht, denn dass sachlicher Streit und offene, klare Worte notwendig und zielführend sind, haben wir beim Synodalen Weg inzwischen gelernt. Es ist gut, dass endlich ein direktes Gespräch der Deutschen Bischöfe mit den römischen Kritikern stattgefunden hat. Und offenbar haben sie an mancher Stelle genau diese notwendigen klaren Worte gefunden.
Aber: Wie kann es sein, dass ernsthaft über ein Moratorium des Synodalen Wegs verhandelt wurde, ohne dass das gesamte Präsidium dabei war? Es bleibt ein Skandal, dass selbiges noch immer auf ein Gespräch mit Rom wartet. Immerhin hat Bischof Bätzing dies in seinem Eingangsreferat klar angemahnt, im gemeinsamen Abschlussstatement fehlt davon aber jede Spur. Warum wurde dies nicht bereits im Vorfeld klarer eingefordert? Warum nicht im Nachgang viel klarer als echter Dissens benannt? Es darf für uns kein Zurück mehr hinter dieses Verständnis von Synodalität geben, dass Laien und Kleriker gemeinsam beraten und entscheiden.
Und was soll überhaupt diese Androhung eines “Moratoriums, das gerade noch abgewendet werden konnte”? Wenn die Römer den Synodalen Weg verbieten und beenden wollten, warum tun sie es dann nicht? Das sollten sie mal probieren — auf die Reaktion der Synodalversammlung wären wir gespannt. Und vor allem auf die der Bischöfe. Denn ob mit oder ohne Verbote, Moratorien, Ermahnungen oder sonstige Anweisungen aus Rom: Wo bleibt das Selbstbewusstsein der Mehrheit der Deutschen Bischöfe, die den Synodalen Weg unterstützt und kooperativ Seite an Seite mit den vielen anderen Mitgliedern der Synodalversammlung geht? Die reformorientierte Mehrheit der Bischöfe muss jetzt endlich klare Kante zeigen und Position beziehen. Denn auch wenn die Kurie es immer wieder so versucht: Bischöfe sind keine Oberministranten oder Filialleiter Roms! Sie müssen nicht im Vatikan antanzen, um sich Instruktionen abzuholen, ob und wie sie denn weiter mit Laien reden oder welche Formen von Zusammenarbeit sie für ihren Dienst wählen dürfen. Sie dürften andersherum vielmehr erwarten, dass die römischen Stellen neugierig fragen, was denn da in Deutschland geschieht. Und wir Gläubige in Deutschland dürfen erwarten, dass wir gemeinsam mit unseren Bischöfen diese Erfahrungen in den weltkirchlichen Dialog einbringen. Solange nur Bischöfe mehr oder weniger synodal miteinander sprechen, besteht die Gefahr, dass sie ihre Stellung missbrauchen und nur ihnen gefällige Dinge kommunizieren.
Als professionelle Laien können und wollen wir diesen Weg der Synodalität mit unseren Bischöfen nur weitergehen, wenn diese sich auch angesicht von Papst, heiligen Hallen und grimmig wirkenden Kurienvertretern nicht klein machen. Denn es geht eben nicht nur um “Veränderung der Kirche”, also um äußere Strukturen, sondern vor allem um “Veränderungen in der Kirche”, nämlich um Gerechtigkeit und das Verhindern von Machtmissbrauch.
Deshalb ist auch die Rede vom “geduldigen Gottesvolk” eine Frechheit!
Ja, synodale Prozesse brauchen Zeit. Aber insbesondere beim Thema Missbrauch und seinen begünstigenden Strukturen ist Gefahr in Verzug, die keinen Aufschub mehr duldet. Wir sind als Synodale
bereits drei Jahre unterwegs und erst jetzt findet in Rom ein Gespräch darüber statt? Seit 12 Jahren sind wir in Deutschland mit dem Thema Missbrauch aktiv beschäftigt und noch immer sind nicht
viele wesentliche Schritte zur Behebung der längst bekannten systemischen Ursachen gegangen. Und es ist kein Wort über mögliche Alternativen zu diesen drängenden Fragen von Kritikern des
Synodalen Wegs zu hören. Ja, Evangelisierung ist richtig und gut — aber nein, sie ist keine Methode zur wirksamen Verhinderung von Missbrauch oder zur Bekämpfung der begünstigenden Strukturen.
Die Frage ist nicht, ob wir uns jetzt alle mal wieder über Rom ärgern oder nicht, sondern wie wir jetzt gemeinsam weitergehen. Auch unsere Langmut hat Grenzen, die dann überschritten sind, wenn die Rede von “mehr Zeit für Vertiefung” offenkundig zur Hinhalte- oder gar zur Verhinderungstaktik wird.
Liebe reformwillige Bischöfe, wir haben Respekt davor, wie Ihr in Rom für unseren Weg gestritten habt. Jetzt braucht es aber Selbstbewusstsein, Positionierung und vor allem Standing. Da stehen wir an Eurer Seite. Beim Schönreden und Hinhalten nicht!
Dr. Konstantin Bischoff
Esther Göbel
Marcus Schuck
Susanne Schuhmacher-Godemann
Berufsverband der Pastoralreferent*innen Deutschlands e.V.