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Frauen und andere Widrigkeiten

„Weil alle einer in Christus Jesus sind, bedarf die Nichtzulassung zur Teilnahme von Frauen …dringend einer erneuten theologischen und anthropologischen Überprüfung“ (Grundtext Frauen, Beschluss, S. 5). Leider hängt der Zugang zur Frauenweihe nicht von theologischen Begründungen ab. Das Frauenforum hatte im Vorfeld der Synodalversammlung extrem vorsichtig agiert, und die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit im Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern“ gar nicht erst aufgenommen, ein taktisches Vorgehen, das den Bischöfen die Annahme des Textes erleichtern sollte – vergeblich! 

 

Ich finde, dass die Gerechtigkeitsfrage gestellt werden muss. Die Bischöfe aber trauen sich das nicht. Ich möchte ein Ende der Diskriminierung von Frauen*. Die Bischöfe diskriminieren weiter. Und trotzdem habe ich in der Endabstimmung zähneknirschend zugestimmt, vor allem aus Solidarität mit den Frauen im Frauenforum und in den Frauenverbänden, die sich schon so lange für das Diakonat der Frau einsetzen. Dass aber jetzt der Beschluss zum Frauendiakonat gefeiert wird, ist mir völlig unverständlich. Unsere Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten fundamental gewandelt, ist geschlechtergerechter, diverser, inklusiver geworden – die katholische Kirche leider nicht.

 

Die Texte des Priesterforums habe ich abgelehnt, da fühlte ich mich nicht aus Loyalität zu einer anderen Entscheidung gedrängt. Der Grundtext „Priesterliche Existenz“ und der Handlungstext „Zölibat“ sind bestenfalls unausgereift und unfertig. Der Grundtext analysiert zwar die bestehende Misere, entwickelt aber im Anschluss daran eine weitgehend unkritische Ämter-Theologie. Eine biblische und historische Reflexion, die helfen könnte, einen anderen Zugang zum sakramentalen Amt zu finden, wird komplett unterlassen.

 

Der Handlungstext Zölibat beginnt mit einem Lobgesang auf eine Idealvorstellung, von der wir wissen, dass sie gescheitert ist. Ausgangspunkt des Synodalen Wegs aber war das Erschrecken über die Abgründe, die die MHG-Studie 2018 aufgedeckt hat: … der Befund legt nahe, sich mit der Frage zu befassen, in welcher Weise der Zölibat für bestimmte Personengruppen in spezifischen Konstellationen ein möglicher Risikofaktor für sexuelle Missbrauchshandlungen sein kann“ (MHG-Studie, Teil A Zusammenfassung S. 12). Daraus ergibt sich für mich die Frage, wie Risikofaktoren minimiert werden können. Welche Kriterien sollen den Zugang zum Amt ermöglichen: Geschlecht und Zölibat? Oder Kompetenz und Ausbildung? Die Antwort des Priesterforums hat mich nicht überzeugt. Auch diesem Text konnte ich nicht zustimmen. 

 

Nein, ich bin nicht zufrieden mit den Ergebnissen des Synodalen Wegs.

Susanne Schuhmacher-Godemann

 

 

Replik von Esther:

Liebe Susanne,

ich kann deine Enttäuschung hinsichtlich „deines” Themas Geschlechtergerechtigkeit verstehen — ich teile sie auch und möchte dennoch die Perspektive weiten:

Im Gegensatz zu dir verstehe ich die Freude vieler Frauen über (wenigstens) das Bekenntnis zum Frauendiakonat. Nach der langen „Basta“-Talsohle und den Rückschritten der letzten Jahrzehnte ist diese Forderung eben nicht selbstverständlich und ein richtiger Schritt — wenn auch ein viel zu kleiner! Wir bleiben —leider— auf die Bischöfe angewiesen. Und wir brauchen insgesamt mehr männliche Feministen, die das Anliegen der Geschlechtergerechtigkeit unterstützen. 

Bei der Debatte um die strukturelle Diskriminierung der Frauen kommt mir manchmal zu kurz, dass es meines Erachtens nach eigentlich mehr noch um die ungute Kleriker-Laien-Differenz geht. Wir stehen doch auch für unsere nicht-weiblichen (und ggf. verheirateten) Kollegen* in der Pflicht. Auch sie dürfen nicht predigen, auch sie sind vom Amt ausgeschlossen. Wir Frauen sollten sie nicht aus den Augen verlieren!