Ich bin nicht zufrieden. Nicht mit den gefassten Beschlüssen, denn sie gehen an vielen Stellen nicht weit genug. Nicht mit dem Klima, das in unserer Kirche herrscht, wenn Menschen das Katholisch-Sein abgesprochen wird und andere diffamiert und beschimpft werden. Nicht mit mir selbst, weil auch ich nicht immer in der Weise zu sprechen vermocht habe, wie ich es mir gewünscht habe.
Ich bin zufrieden. Mit den vielen Begegnungen in den letzten drei Jahren, denn sie haben mir Kontakt zu wunderbaren Menschen geschenkt. Mit jedem kleinen Minischritt, den wir in die richtige
Richtung gemacht haben und der Menschen hilft, sicherer, stärker, glaubensfähiger zu werden. Mit jeder Lernkurve, die ich erlebt habe und die auf echtes Miteinander setzt.
Ich bin gleichzeitig zufrieden und unzufrieden und kann das nicht miteinander verrechnen. Denn die Ungleichzeitigkeiten sind und bleiben groß. In Fragen der Sexualmoral ist echt etwas
passiert; bei der Frage nach dem Priesteramt werden erste Fragen gestellt; was die Gleichberechtigung angeht, ist hervorragende Theologie veröffentlicht, aber nichts wirklich erreicht und in
Fragen der Macht ist eigentlich alles beim Alten.
Die Gesprächskultur hat sich verändert, in vielen Fällen zum Positiven, aber manchmal auch zum Gegenteil.
Die kleinen Schritte fühlen sich an manchem Tag tragend an, die verpassten Chancen fühlen sich an manchen Tagen an wie Laufen vor eine Wand.
Ich spüre in mir selbst, wie sehr ich Teil des Systems bin. Nur das gibt mir die Kraft mich weiter zu engagieren, aber gleichzeitig verhindert es vielleicht manchmal auch etwas. Was ich aber weiß, ist, dass die Machtfrage das Entscheidende ist und dass hier der weiteste Weg zu gehen ist. Ein Weg, bei dem im Moment echt in keiner Weise ein Erfolg zu vermuten ist — aber den ich versuchen werde, im Synodalen Ausschuss trotzdem mit viel Kraft weiterzugehen.
Während ich diesen Text schreibe, lese ich, dass in Osnabrück die Segnungsfeiern eingeführt werden sollen und in Köln auf Rom gewartet wird. Was für Ungleichzeitigkeiten oder doch
Gleichzeitigkeiten.
Es ist kompliziert. Also doch aufhören?
Nein, das ist schon deswegen keine Lösung, weil ich mich ja gerade für Verlängerung entschieden habe und gewählt wurde. Aber es würde auch all den Leuten das Leben viel zu leicht machen, die es
sich leicht machen. Denn es ist leichter zu sagen, dass alles bleiben soll, wie es ist, und die Macht bei denen, die sie haben. Aber es ist auch leichter zu sagen, dass man eine rote Linie hat
und deswegen ab jetzt raus ist, weil es einfach zu langsam geht.
Ich will mich dem Komplexen stellen.
Konstantin Bischoff
Replik von Susanne:
Ja, lieber Konstantin, ich bin auch nicht zufrieden. Ich glaube wie du, dass die Frage nach der Macht die alles entscheidende Frage ist.
Ich denke mittlerweile, dass unter den Bedingungen der Struktur einer bischöflich verfassten Kirche Synodalität nicht möglich ist, jedenfalls nicht so, wie sie im Forum Macht vorgedacht wurde. Nicht umsonst ist der Handlungstext “Beraten und Entscheiden” nicht verabschiedet worden, der ja im Rahmen des Kirchenrechts auf das gesetzt hat, was machbar ist: die freiwillige Selbstbindung der Bischöfe. Nicht mal das geht!
Ich setze nicht viel Hoffnung auf den Synodalen Ausschuss, in dem du dich ja weiter engagieren wirst. Ich habe schon nicht verstanden, wieso es keine generationen- und geschlechtergerechte Quotierung gegeben hat (für die Wahl der Kandidat*innen des ZdK und der Synodalversammlung). Und wieso gab es keine festen Plätze für Vertreter*innen der Betroffenen sexualisierter Gewalt? War nicht gewollt, habe ich gehört. Damit sind schon strategische Vorentscheidungen getroffen worden, die mich skeptisch machen. Ich gehe davon aus, dass das Machtgebaren der Bischöfe auch im Synodalen Ausschuss weitergehen wird. Trotzdem gibt es keine Alternative, wenn wir bzw. du die Interessen unserer pastoralen Berufsgruppen vertreten wollen.
Das wird dir bestimmt gut gelingen!