Der BVPR auf dem Katholikentag
Von Tag zu Tag waren mehr Regenbogen-Taschen mit dem Schriftzug “Mein Gott diskriminiert nicht” auf den Straßen Erfurts zusehen. Mit ihnen haben wir “das inklusive und optimistische Gottesbild” des Katholikentags getroffen, wie Felix Neumann auf katholisch.de feststellt. Das “Must-have-Accessoire” war bei unseren Veranstaltungen und unserem Stand auf der Katholikentagsmeile zu haben, bei dem wir wieder gemeinsam mit unserem Geschwisterverband der Gemeindereferent:innen Präsenz zeigten. Herzlichen Dank an #meingottdiskriminiert nicht, deren treffendes Motto wir freundlicherweise nutzen durften!
25 Kolleg:innen wechselten sich mit dem Standdienst ab, repräsentierten die bunte Vielfalt unseres Berufs, verteilten Segenskärtchen, Pflaster und Flyer, beantworteten Fragen, informierten Interessierte über Berufsbild und Berufsverband und kamen mit vielen Personen ins Gespräch. Ein interaktives Element bildete die “Litanei der liebenden Zuwendung aus der Kraft Gottes”, die an den Abenden gebetet wurde und deren Anrufungen von Passant:innen tagsüber aufgeschrieben wurden.
„Ausgesendet oder ausgeliefert?“
war das Thema eines World-Cafés, das der BVPR gemeinsam mit Theologie-Studierenden der Erfurter Uni anbot. 60 Personen, von Studierenden bis Rentner:innen, von Pastoralreferent:innen bis Kirchenmusiker:innen, von hauptberuflich und ehrenamtlich Tätigen, tauschten sich intensiv an diesen Themen-Tischen aus:Ergebnisse sind:
Sternstunden:
Kollegiales Erzählen von beruflichen Highlights, das Hervorheben von strukturellen Veränderungen wie der neuen Grundordnung für den kirchlichen Dienst und das Thema Solidarität-Erleben standen hier im Vordergrund.
Bindekräfte:
Auf die Frage, welche Bindekräfte für Hauptberufliche in der Kirche wirken, wurden Selbstwirksamkeit und das Agieren in eigenen Gestaltungsräumen genannt sowie die privilegierte Situation der Festanstellung (im Hintergrund die Frage: Gehen oder Bleiben? oder gibt es noch ganz andere Optionen?). Kirche ist für viele mehr als ein Arbeitsfeld. Es ist auch die Gemeinschaft, die hält.
Karriere:
Wir stellen fest: Für hauptberufliche “Laien” gibt es kaum Karrierechancen! Wenn doch, werden oft Geweihte vorgezogen. Ausbildung wird als Machtraum erlebt in Bezug auf Beauftragung, Erteilung der Missio oder des Nihil Obstat.
Loyalitätskonflikte:
Wie können wir eine Kirche repräsentieren, deren Struktur, Personal, Positionen wir nur teilweise mittragen, selbst kritisieren oder denen wir sogar selbst leiden? Als größte Spannungsfelder wurden hier die Theologie, der Synodale Weg, die eigene Lebensform und die Hierarchie benannt.
Ressourcen:
Die größten Ressourcen sind positive Resonanz auf die eigene Arbeit und die Motivation gute eigene Erfahrungen weitergeben zu wollen.
Klima der Angst und Denunziation:
Gute Nachricht: Es hat sich in den letzten Jahren viel verändert und verbessert, durch Druck der Öffentlichkeit, Aufdeckung der Missbrauchstaten und Benennen von unguten Machtstrukturen, durch das Outing von #OutInChurch und durch andere Solidarität bzw. Zusammenschlüsse — auch wenn im Einzelfall immer noch viel Ungutes mit Kolleg:innen geschieht.
In Kooperation mit #OutInChurch und Agenda.Forum katholischer Theologinnen konnten wir als Berufsverband ein aktuell relevantes Podium zum Thema „Der Leib Christi ist queer - und jetzt?!“ anbieten, das in der repräsentativen Location der Alten Oper gut besucht war.
Moderiert von Jens Eherecht-Zumsande (Vorsitzender von #OutInChurch) saßen mit Henny Engels (vom LSVD), Theresia Härtel (BVPR-Vorstandsmitglied und Sexologin) und Gunda Werner (Dogmatik-Professorin in Bochum und Agenda-Vorsitzende) sowie Diversity-Coach Raphaela Noah Soden hochkompetente Gesprächspartner*innen auf der Bühne.
Die Tatsache, dass keiner der 15 (!) von uns angefragt Bischöfe und Generalvikare zum Gespräch bereit war, haben wir genau so kommuniziert und zum Anlass der Frage genommen, wie wichtig Bischöfe in solchen Formaten und zu diesem Thema überhaupt (noch) sind. Insgesamt ging es viel um Selbstermächtigung, Vernetzung und prophetisches Handeln. Zugleich wurde es auf dem Podium wenig kontrovers und auch in manchen Fragen auch nicht wirklich konkret. Trotzdem: Wie gut, dass das Thema mit einem prominenten Podium Platz im Programm des Katholikentags gefunden hat. Damit kommen wir einer so wichtigen Selbstverständlichkeit näher. Die Zusammenarbeit mit Ben Seipel von 2Flügel ion der musikalischen Begleitung und mit #OutInChurch und Agenda war super — da geht gern noch mehr!
In vielen Gesprächen zeigte sich, dass der BVPR seinen Platz auf dem Katholikentag, in der Wahrnehmung vieler Teilnehmender, im Zentralkomitee hat - mit einzelnen Gesichtern, aber auch als Verband im Ganzen.