
Vor ziemlich genau fünf Jahren fand die erste Sitzung des Synodalen Wegs in Frankfurt statt. Für mich begann da eine noch immer andauernde Reise. Seither bestimmen synodale Themen quasi
ständig meinen gedanklichen Alltag. Das ist spätestens seit der letzten Vollversammlung des Synodalen Wegs im Frühjahr 2023 bei den meisten anders. Doch seit diesem Zeitpunkt bin ich gewähltes
Mitglied des Synodalen Ausschusses — und damit mit Rückblick, Evaluation, aber auch der Weiterentwicklung der Themen beschäftigt.
Zeit für ein Update - für Kolleg:innen und Interessierte.
Stand der Dinge
Die Arbeitsweise des Synodalen Ausschusses ist ungleich ruhiger. Gewachsenes Vertrauen einerseits, geringeres öffentliches Interesse andererseits und die Kleinteiligkeit der Themen sind
unterschiedliche Gründe dafür. Dennoch passiert einiges:
- Es wird ein Synodales Nachfolgegremium geben, wohl auch mit Zustimmung Roms (die Weltsynode tat das ihre dazu). Dieses wird wohl nicht Synodaler Rat heißen, auf unserer letzten Sitzung am
dritten Adventswochenende wurde über Zusammensetzung, mögliche Themen, Abstimmungsweisen etc. intensiv gerungen. Die Satzung wird derzeit erarbeitet, das wird dann auch wieder lauter werden.
- Alle, wirklich alle, Texte des Synodalen Wegs werden daraufhin angeschaut, was bereits umgesetzt ist, was in welcher Diözese in welcher Geschwindigkeit geschieht etc.
- Wir haben intensiv auf Gelungenes und Misslungenes im Prozess des Synodalen Wegs geschaut, um für die Zukunft zu lernen. Texte immer als Ganzes abstimmen oder doch absatzweise? Wie mit Minderheitsmeinungen umgehen? Und weitere Prozessgestaltungsfragen.
- Manche Texte, die nicht mehr final abgestimmt wurden, sind in Überarbeitung und werden abgestimmt werden. Einer ist es sogar schon: Die Enttabuisierung homosexueller Kleriker. Eine Veröffentlichung folgt. Dabei geht es um große strukturelle Themen wie Synodale Gremien in den Diözesen, ebenso wie um Kernanliegen des Synodalen Wegs, z.B. ein Text, der sich mit Gewalt gegen Frauen beschäftigt. Aber auch ein Text zu pluralen Ämterstrukturen ist dabei.
Geistliche Begleitung
Kurz vor der letzten Sitzung ereilte mich die Anfrage des Präsidiums, ob ich mir vorstellen könnte, gemeinsam mit Sr. Dr. Katharina Kluitmann, die übrigens auch Pastoralreferentin ist (im Bild neben mir), die geistliche Gestaltung zu übernehmen. Die eigentlich vorgesehenen externen geistlichen Begleiter:innen hatten diese Aufgabe wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Art der Begleitung abgegeben.
Sr. Katharina und ich haben dann als interne Mitglieder geistliche Impulse gestaltet. Bei aller Aufregung, die dieses Arbeiten in Anwesenheit so vieler kritischer und prominenter Menschen mit sich bringt, war es eine gute Erfahrung. Als Seelsorger, gut verankert in der eigenen Spiritualität, tätig zu sein, geht auch in diesem Rahmen.
Meine Gefühlslage
Ich bin ungeduldig. Viel zu vieles dauert mir viel zu lange. Ich habe mich zwar an die Kleinstschrittmethode, wie Michaela Labudda vom BVGR es nannte, gewöhnt. Dennoch zerreißt es mich, wie wenig wir zum Beispiel bei der Geschlechtergerechtigkeit vorankommen.
Trotzdem bleibe ich dabei. Denn es gilt jetzt die Erfahrungen des deutschen Synodalen Wegs, der angetreten ist für eine sicherere Kirche einzutreten, die möglichst wenig anfällig für Missbrauch ist, zu verbinden mit dem Kairos, den die weltweiten Entwicklungen gerade darstellen. Beharrlich, ungeduldig, aber optimistisch werde ich weiter kleine Schritte gehen und auch nerven, wo es nötig ist. Wir schreiben Kirchengeschichte — wie jede Zeit das tut. Synodale Geschichte ist für mich besser als monarchische Geschichte.
Wir PR in der synodalen Zukunft
Vor fünf Jahren fuhren Marcus, Esther, Susanne und ich als Unbekannte nach Frankfurt. Das ist heute anders. Nicht nur, dass uns ganz konkret Menschen kennen, eine Mitwirkung von Pastoralreferent:innen (ja aller vier pastoraler Berufsgruppen) an allen synodalen Zukunftsprozessen stellt niemand mehr in Frage. Und das ist gut so. Es liegt auch an uns PR in den Diözesen, dass wir diesen Weg überall gehen und mit theologischer und seelsorglicher Kompetenz diese Prozesse gestalten, ja auch kritisieren und vor uns her treiben.
Dr. Konstantin Bischoff
Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Wegs (gewählt durch die Delegiertentagung des BVPR)
Mitglied des Synodalen Ausschusses (gewählt durch die Vollversammlung des Synodalen Wegs)
Bild: © Deutsche Bischofskonferenz/Ewelina Sowa.