24.9.21 - Zwischenruf der Mitglieder der Vollversammlung des Synodalen Wegs des Berufsverbands der Pastoralreferent*innen Deutschlands e.V. und des Bundesverbandes der Gemeindereferent/-innen Deutschlands e.V. zum Papier des Forums II “Priesterliche Existenz heute” zum Synodalen Weg
Als Delegierte der Gemeindereferent*innen und der Pastoralreferent*innen sehen wir im Text des Forums II “Priesterliche Existenz” eine große Ratlosigkeit in Bezug auf ein erneuertes Priesterbild
und die Veränderungen der Zulassungsbedingungen. Es scheint an Ideen und Inspiration für ein zeitgemäßes sakramentales Priesteramt zu fehlen. Hinter oft unkonkreter Sprache tritt vielmehr die
Sorge hervor, durch Neuerungen Priester in ihrer Identität zu schwächen und in Konflikt mit römischen Lehraussagen zu geraten.
Seit 50 Jahren gibt es in der deutschen Kirche Pastoralreferent*innen. Und Gemeindereferent*innen noch länger. Als Männer und Frauen, die einen auf Dauer angelegten kirchlichen Dienst ausüben,
haben wir nach dem Kirchenrecht ein Amt inne (can. 145 §1 CIC).
Viele der im Forumstext angesprochenen Fragestellungen werden bereits in unseren Berufsgruppen gelebt: Als hauptberuflich in der Seelsorge und vielerorts auch in der Leitung tätige professionelle
Männer und Frauen leben wir in verschiedenen Lebensmodellen: partnerschaftlich, allein lebend, familiär oder zölibatär. Jede*r von uns darf sich für seine/ihre Lebensform und deren Konsequenzen
entscheiden. Wir wissen um die Chancen und die Schwierigkeiten aller Lebensformen und erleben in unserer Zusammenarbeit mit priesterlichen Kollegen gerade die Schattenseiten ihrer verpflichteten
Lebensform. Auch stehen wir, wie es der Text für Priester anmahnt, mitten in der Alltagswelt der Gläubigen. Daher sind wir gerne bereit, unsere Perspektive in die Auseinandersetzung um die
Verbindung von Berufung und Lebensform einzubringen. Denn wir sind die Frauen in kirchlichen Ämtern, und wir sind die Viri Probati und Mulieres Probatae.
Als professionelle Lai*innen stören wir die Binarität der kirchlichen Ordnung von Klerus und Lai*innen. Als ekklesiologisch hybride Zwischenmenschen sind wir weder halbe Kleriker, noch reine
Lai*innen. Wir stehen beispielhaft mit jahrzehntelanger Erfahrung für eine erneuerte Ämterordnung, deren Amtstheologie längst beschrieben ist und praktisch gelebt wird.
Wir setzen uns entschieden für eine freie Wahl der Lebensform von Priestern und für Geschlechtergerechtigkeit ein. Wir fordern die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt nicht nur verhalten und
sehr vorsichtig, sondern offensiv anzugehen. Deswegen rufen wir das Forum II dazu auf, nicht nur kosmetische Korrekturen am Priesterbild vorzunehmen, sondern sich mutig der Grundfrage zu stellen:
Braucht es das sakramentale Amt heute? Welche Kompetenzen braucht es ggf. dafür und welche Zulassungsbedingungen sind notwendig? In unseren Augen braucht das Forum dafür weitere Expertise durch
Fachtheolog*innen und auch mehr Menschen, die selbst nicht geweiht sind und nicht zölibatär leben. Nur so kann es gelingen, nicht nur wohlklingende Worte, sondern theologisch durchdachte
Argumente und Antworten für eine wirklich komplexe Fragestellung zu finden.
Habt Mut zu klaren Worten und grundlegenden Veränderungen/Anfragen an den Status quo! Zaghafte Änderungen reichen nicht aus. Eine im Sinne von Vielfalt, Pluralität und Professionalisierung
entfaltete Amtstheologie eröffnet neue Perspektiven und schützt vor Missbrauch.
24. September 2021
Konstantin Bischoff, Esther Göbel, Marcus Schuck, Susanne Schuhmacher-Godemann
(Berufsverband der Pastoralreferent*innen Deutschlands e.V.)
Sarah Henschke, Michaela Labudda, Hubertus Lürbke, Regina Nagel, Marie-Simone Scholz
(Bundesverband der Gemeindereferent/-innen Deutschlands e.V.)